Nach den ersten fünf Kapiteln war ich der Meinung, dass Xenoblade Chronicles 3 der beste Teil der Reihe sein könnte. Schon bis dahin hatte ich viel Freude mit der symphytischen Gruppe von jungen Erwachsenen, die sich aufmacht um gemeinsam nach Antworten zu suchen. Die sechs Helden reisen zusammen, interagieren miteinander, entwickeln sich individuell weiter und haben am Ende des Tages jeder sein eigenes Päckchen zu tragen.

Die Welt ist groß, für Switch Verhältnisse echt hübsch und mit einer interessanten Geschichte versehen. Es geht um Krieg, das Hinterfragen des großen "Warum?", den Sinn und Wert des Leben und die Last des Älterwerdens. Das World Building ist wie immer phänomenal und schafft es erneut, eine lorereiche Fantasy Welt zu erklären ohne dafür auf lange Monologe eines Erzählers angewiesen zu sein. Das Voice Acting (habe auf englisch gespielt) ist das beste bisher in einem Xenoblade Spiel. Wenn Harry McEntire in einer gewissen Szene so richtig aufdrehen darf, dann klingt das zum ersten Mal in einem Xenoblade Spiel richtig gut. Trotzdem geht der Charme der "Anime Charaktere mit britischem Akzent" dabei nicht verloren.

Nach dem fünfen Kapitel fällt die Handlung jedoch leider im Vergleich zu den Vorgängern ab. Während Xenoblade 1 und 2 sich für das Ende krasse Plottwists aufgehoben hatten, wartet man nach dem sechsten der insgesamt sieben Kapitel vergeblich auf neue Enthüllungen. Ein Schlüsselcharakter tritt auf und erklärt WER der Bösewicht ist, WO der Bösewicht ist und WAS passiert, wenn man den Bösewicht besiegt. Und genau so spielt sich das siebte Kapitel dann ab. Bis auf kleinere Vorkommnisse passiert hier leider nichts mehr Unerwartetes. In den Vorgängern kamen hier noch einmal große Wendungen zum Vorschein, die das ganze fiktive Weltbild gründlich auf den Kopf stellten. Darüber hinaus sind die beiden letzten Kapitel mit Fillercontent überfrachtet. Es ergibt sich dadurch insgesamt der Eindruck als habe es für das Finale des Spiels an Zeit, Geld und Ideen gefehlt.
Das Ende ist dann aber immerhin wieder richtig gut und schön dramatisch.

Auch das Kampfsystem ist wie immer nicht perfekt. Während es im Vergleich zum Vorgänger zwar wieder etwas komplexer ist (was mich sehr gefreut hat), fühlte es sich auf höheren Schwierigkeitsgraden etwas unbalanced an. Wirklich Damage machen nur die sog. Chain Attacks, bei denen das Kampfsystem kurzzeitig in ein Rundensystem wechselt, bei dem alle aktiven Charaktere abwechselnd Fähigkeiten auf den hilflosen Gegner einsetzen können. Dort kommen mit etwas Glück riesige Schadensmengen zusammen. Im späteren Spiel wird das Kämpfen dadurch jedoch etwas eintönig. Gefühlt versucht man nur so lange zu überleben bis die Leiste für die Chain Attack wieder aufgeladen ist und man dem Boss das nächste Stück HP abziehen kann. Die normalen Angriffe machen hingegen kaum Damage. Es sei jedoch gesagt, dass dies auf niedrigeren Schwierigkeitsgraden anders sein könnte.

Insgesamt ist Xenoblade Chronicles 3 trotz der angesprochenen Schwächen ein wirklich gutes Spiel und steht, wenn überhaupt, nur leicht hinter seinen Vorgängern. Ich bin schon sehr gespannt auf das angekündigte Story DLC und hoffe, dass es mehr in Richtung "Future Connected" als "Torna the golden country" gehen wird. Bis dahin kann man das Hauptspiel aber durchaus empfehlen.

Reviewed on Dec 04, 2022


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