Eins vorneweg: ich habe keine Guardians Comics gelesen also sind meine einzige Referenz die MCU Filme. Den Geist dieser Filme fängt das Spiel perfekt ein. Ich glaube ich habe noch nie ein Spiel gespielt, welches so Filmreif inszeniert wurde.

Man reist durch bunte, abwechslungsreiche Schauplätze und bestreitet epische Bosskämpfe. Das Ganze wird von einer Story zusammengehalten, die den Filmen in nichts nachsteht (vielleicht sogar besser ist). Und auch die Guardians gefallen mir hier wirklich sehr gut. Groot und Rocket sind fast 1 zu 1 wie die Charaktere aus den Filmen. Gamora und Starlord sehen zwar anders aus, aber charakterlich sind sie den Filmen sehr ähnlich. Die größte Veränderung (zum Guten) hat Drax gemacht. Er ist hier nicht das starke Hohlbrot aus den Filmen, sondern ein belesener, intelligenter, einfühlsamer Krieger, der lediglich nicht besonders gut darin ist gewisse Signale oder Redewendungen zu verstehen.

Auch das Zusammenspiel zwischen den Charakteren ist witzig, macht Spaß und begleitet das gesamte Spiel. Manchmal unterhält sich die Crew zwischen Missionen an Bord der Milano und manchmal ziehen sie Starlord auf, wenn man jeden einzelnen Winkel einer Karte nach Collectables durchsucht. Doch nicht nur in Sachen Humor kann dieses Spiel mit seinen Charakteren punkten. Immer wieder gibt es auch emotionale Momente und das Spiel schafft es sehr gut, dass man als Spieler eine Bindung zu seiner Crew aufbaut und bei ihren Leiden mitfühlt.

Jetzt könnte man denken, dass dieses Spiel so viel Wert darauf legt ein interaktiver Film zu sein, dass das Gameplay zur Randnotiz wird, doch das ist ein Irrtum. Im Kern ist Guardians ein sehr ordentliches, abwechslungsreiches Action Adventure mit einem Kampfsystem, das über die 15-20 Stunden nie langweilig wird. Dafür sorgen eine Fülle an Fähigkeiten, denn neben Star Lord selbst kann man Fähigkeiten aller anderen Guardians im Kampf nutzen. Dadurch kommt man gegen Ende auf insgesamt 20 nutzbare Fähigkeiten plus eine Schusswaffe mit 2 Feuermodi, wobei für den einen Modus auch noch 4 verschiedene Elemente zur Verfügung stehen. Dazu kommen Gegner, die entsprechende Resistenzen oder Eigenheiten haben, wodurch man wirklich motiviert wird, alle diese Möglichkeiten auch auszuschöpfen.
Das einzige, was für mich nicht funktioniert hat in Sachen Gameplay ist der "Huddle". Immer wieder kann man die gesamte Mannschaft im Kampf zusammenrufen und eine motivierende Ansprache halten. Wählt man die richtigen Worte, dann erhalten alle Guardians einen Buff und Starlord schaltet seinen Walkman an. Das ist zwar insgesamt eine coole Idee, doch nimmt ganz schön Tempo aus den schnellen Kämpfen raus. Das wurde vorallem dadurch zum Problem, dass ich immer wieder unfreiwillig einen Huddle getriggert habe, da die Tastenkombination auf dem Controller leicht mal ausversehen gedrückt werden kann. Außerdem ist der Soundtrack zwar insgesamt toll, aber nicht alle Lieder sind für epische Bosskämpfe geeignet. Zwar ist es kurz mal lustig, wenn in einem epischen Kampf gegen einen gigantischen Drachen "Don't worry, be happy" gespielt wird, passen tut es aber nicht wirklich.

Das kreide ich allerdings mehr dem Huddle an als dem Soundtrack selbst. Der ist nämlich eine wunderbare Mischung aus 70er/80er Jahre Hits und epischer Orchesterstücke, wie man sie aus den MCU Filmen gewohnt ist.

Neben den Kämpfen gibt es auch immer wieder kleine Puzzle-Einlagen bei denen man die verschiedenen Fähigkeiten der Guardians nutzen muss um den Weg frei zu machen. Das ist ganz nett, aber nicht besonders spannend. Die Lösung ist meist offensichtlich und abwechslungsreich sind diese Passagen auch nicht. Nötig sind sie trotzdem als Atempause zwischen den hektischen Kämpfen.

Insgesamt hat Guardians of the Galaxy wirklich das Potenzial eines meiner Lieblingsspiele zu sein, doch 2 Punkte haben dieses Vorhaben ausgebremst. Zum
Einen gibt es zahlreiche Bugs, die entweder das Weiterkommen verhindern (mehrmals musste ich vom letzten Checkpoint neu laden, weil irgendein Trigger nicht ausgelöst wurde) oder die Immersion brechen. Gerade Zweiteres ist besonders Schade, da eine der größten Stärken dieses Spiels ist, dass man sich wirklich so fühlt als wäre man selbst Starlord in einem Guardians Film.
Zum Anderen gibt es noch unsägliche, komplett deplatzierte Quick Time Events. Ich bin nicht einmal komplett gegen Quick Time Events, aber hier sind sie in wirklich wichtigen Momenten der Geschichte platziert, es ist leicht zu scheitern und man muss längere Passagen wiederholen, wenn man scheitert. Gerade im großen Finale endet das gesamte Spiel mit dem schlimmsten Quick Time Event, das ich jemals gespielt habe. Es hat komplett das Finale ruiniert, da ich 5 mal die gleiche Cutscene schauen musste, weil ich nicht schnell genug Y gehämmert habe.

Trotzdem ist dieses Spiel wirklich hervorragend und ein Muss, wenn man Marvel oder Guardians Fan ist, oder einfach generell eine gut inszenierte Videospiel-Geschichte sucht.

Reviewed on Mar 17, 2022


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