This review contains spoilers

Bioshock 2 tritt, mit dem Big Daddy als Protagonisten, in die großen Fußstapfen des von der Presse herausragend bewerteten ersten Teils. Man kehrt nach fast 10 Jahren nach Rapture zurück, auf der Suche nach seiner Little Sister und dem Grund seiner Wiedergeburt.

Die Stadt Rapture ist weiterhin der Schauplatz des Spiels- unterscheidet sich allerdings in seiner Levelstruktur. Wo Bioshock 1 noch offene Level bat und man diese rückwirkend bereisen konnte, ist Bioshock 2 um einiges linearer gestaltet. Es gibt keine Möglichkeit in vergangene Level zurückzukehren. Dadurch fühlt sich Rapture zwar weniger lebendig an, das Spiel ist dadurch aber mehr ein Abenteuer, was auch seinen Reiz hat.
Die Gestaltung der Spiellevel gefällt mir weniger als im ersten Teil. Grund dafür ist die fehlende Varianz. Man kennt den Schauplatz Rapture bereits und viele der neuen Gebiete sind meiner Meinung nach nicht so einprägsam. Für mich war das beste Level definitiv Fontaine Futuristics, da es mit Gil Alexander einen starken Antagonisten bietet und es die größte Abwechslung der Spielabschnitte bietet.
Die Welt ist weiterhin wunderbar- erzählt wird das Ganze wieder durch viele Audiologs, sowie environmental storytelling. Man erfährt mehr Hintergründe zwischen den Beziehungen der Charaktere wie Ryan, Tenenbaum und Sofia Lamb.
Letztere ist für mich ein Schwachpunkt in der Geschichte. Obwohl sie die neuen Gegner, die Big Sisters, auf einen hetzt, fühlt sich Lamb selbst nie wie eine Bedrohung an, sondern mehr wie ein zickiges Kind, welches unbedingt ihre Ideale durchsetzen möchte. Die Beziehung zwischen Lamb (Mom), uns (Dad) und Eleanor (Daughter) entwickelt eine schöne Dynamik. Wie man mit den Little Sisters und den NPC umgeht (Spare or Kill) beeinflusst dabei das Ende und wie sich Eleanor fortan verhält.
Für die story lässt sich sagen, dass sie zwar einen guten Beweggrund liefert, wieso man sie verfolgt- es fehlt allerdings an Plottwists und einem generellen Spannungsbogen. Die besten Abschnitte im Spiel sind dabei definitiv das Little Sister Level und Fontaine Futuristics. Leider baut das Spiel im letzten Viertel wieder stark ab..Das Eleanor eine Big Sister wird kam unerwartet und bot gleichzeitig eine coole Möglichkeit im Kampf, leider zogen sich die letzten 2 Stunden ins Unermessliche, was auch schon im Vorgänger ein Problem war.

Genauso ein Problem ist das Gameplay, denn das ist eindeutig der schwächste Teil an Bioshock 2. Es gab zwar einige QOL-Verbesserungen wie das vereinfachte Hacken und die beidseitige Plasmid-/Waffennutzung, trotzdem wird es nach einiger Zeit monoton. Selbst auf dem härtesten Schwierigkeitsgrad bin ich maximal 5x gestorben, mein Portemonnaie war immer voll und die Gegner fühlten sich in weiten Teilen mehr wie bulletsponges an. Zwar muss man sich auf die Kämpfe etwas mehr vorbereiten, vor allem dann, wenn eine Kampf gegen die Big Sister bevorsteht oder man eine Little Sister verteidigen muss, allerdings waren alle Kämpfe machbar. Die Waffenauswahl gefiel mir gut, auch wenn sie sich nur in einigen Dingen von Bioshock 1 unterschied. Der Bohrer und Nietenpistole sind meine Favoriten. Die Plasmide spielten natürlich auch wieder eine große Rolle, wobei ich die Bedeutung einiger erst in den Protektor-Prüfungen wirklich wertschätzen lernte. Das Looten der Gegner und Umgebung ging mir spätestens nach dem dritten Level auf den Geist und macht Bioshock für mich leider nur auf den niedrigere Schwierigkeitsgraden wirklich spielbar, zumindest für einen erneuten Durchlauf. Man muss sich keine Sorgen über Munition und Geld machen, sondern kann sich ganz auf die Story fokussieren.

Schlussendlich muss ich sagen, dass mir Bioshock 2 leider schlechter gefiel als Teil 1. Der Grund, wieso man Bioshock 2 spielt ist die Welt und seine Geschichte- dir wird im Originalen aber besser dargestellt als hier. Die QOL-Verbesserungen und die lineare Levelstruktur sorgen dafür, dass sich das Spiel mehr wie eine Reise durch Rapture anfühlt. Ich mochte die verschiedenen Enden, die Charaktere und die Spielwelt- ich werde das Gameplay allerdings nicht vermissen.

Performancetechnisch lief das Spiel einwandfrei- es kam zu keinen Abstürzen und kaum rucklern. Ich hatte nur einen Bug in meinem zweiten Durchlauf im dritten Level: ich habe einen Big Daddy getötet, bevor er eine Little Sister abgeholt hatte. Es spawnte kein neuer nach und so musste ich für meinen 100% Durchlauf das gesamte Level neustarten.

Die beiden DLCs sind nette Erweiterungen zum Hauptspiel. In den Protektoren-Prüfungen muss man wieder Little Sisters bewachen, hat dabei aber nur ein beschränktes Plasmide- und Waffenarsenal. Dadurch lernt man die Mechaniken des Spiels besser kennen und muss mich unvertrauten SItuationen zurechtkommen. Hier merkt man die Verbesserungen, die Bioshock 2 im Gegensatz zum Original hat. Die Kämpfe sind wirklich fordernd und haben mir sehr viel Spaß gemacht. Ob man wirklich 24 Stück designen musste, wage ich allerdings zu bezweifeln. Als Belohnung erhält man kleine Snippets aus der Entwicklung: unbenutzte Szenen, Artdesigns etc.

Minervas Den wird von vielen als das beste an Bioshock 2 bezeichnet. Anfangs konnte ich die Euphorie noch nicht ganz nachvollziehen. Es weißt in vielen Punkten die selben Probleme auf wie das Hauptspiel: Fetchquests, weil man durch eine Tür will, um in einen anderen Bereich zu kommen, wofür man erstmal zwei andere Gebiete durchqueren muss. Auch gameplaytechnisch unterscheidet es sich bis auf eine neue Waffe, den Ionenlaser, der auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad VIEL zu stark ist, und einem neuen Plasmid, kaum. Es gibt zwar neue Arten bekannter Gegner, bis auf Elementarangriffe oder einen "stärkeren" Big Daddy sind diese aber auch altbekannt. Wo das DLC punktet ist in seiner Geschichte, die sich zum Ende hin entfaltet und mehr an das Original erinnert. Man spielt den Big Daddy "Sigma" und soll für Tenenbaum einen Supercomputer aus Rapture schaffen. Gebaut wurde dieser von zwei Männern: Wahl und Porter. Ebenjener Porter leitet einen durch die zwei Level, bis man am Ende herausfindet, dass man selbst Porter ist! Dieser Plottwist gefiel mir noch besser asl der reveal, dass Eleanor eine Big Sister wird. Vor allem zieht sich das Ende nicht mehr so lange wie beim Hauptspiel. Man erfährt von Porters Vergangenheit und dem Versuch, seine tote Frau durch den Computer wieder zum Leben zu erwecken. Ebenjener Computer will Porter aus seinem Dasein als Big Daddy retten und schickt den Spieler deshalb auf die Mission.
Auch wenn sich das DLC spielerisch nicht stark vom Hauptspiel unterscheidet, ist es trotzdem storytechnisch der stärkste Teil.

Reviewed on Dec 30, 2023


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